Die Historie des Kempo

Die Historie des Kempo


Definition Kempo


Der Begriff „Kempo“ stammt aus dem Japanischen. Es ist ein Synonym für alle chinesischen Kampfkünste und besitzt die gleichen Schriftzeichen wie Chuan Fa / Quanfa, der Lehre vom Faustkampf bzw. der Kunst des Kampfes und der Selbstverteidigung. Trotz der hauptsächlichen Weiterentwicklung in China, die allerdings nicht mit der Entstehung der Stilrichtung Shaolin Kempo vertauscht werden darf, haben sich im Laufe der Zeit japanische Begriffe, wie wir sie heute kennen, durchgesetzt. Aber nicht nur kämpferische Eigenschaften sind in diesem Begriff zusammen gefasst. Kempo bedeutet, so Alexander Dolin in seinem Werk, „zugleich auch der Kampf um den Menschen selbst, der von Verführungen und Versuchungen bestürmt wird, aber instinktiv zum Guten und zur Wahrhaftigkeit strebt – das Credo aller religiös-philosophischen Lehren des Ostens. *"


Zitatquelle:

* "Kempo – Die Kunst des Kampfes“ von A. Dolin, Seite 20, Sportverlag Berlin, erste Auflage, 1988



Die Wurzeln


Die Ursprünge der Kunst der Selbstverteidigung, sei es Karate, Aikido, Jiu-Jitsu, Taekwondo, Kung-Fu/Wushu oder Viet vo Dao entstanden nicht, wie von vielen Laien behauptet in China, sondern in dem weit entfernten Indien. Es wird vermutet, dass das heutige Kempo samt den vielen Abwandlungen in der sehr alten Kampfform „Kalaripayattu", welche aus der indischen Provinz Kalera stammt, seine Wurzeln hat. Zumindest zeigen sich sehr viele Übereinstimmungen der Kampfsysteme, ebenso die Ideologie, deren oberstes Prinzip die Wahrung des Guten ist. Der Kampf sei nur dann gerechtfertigt, wenn er der Vertreibung des Bösen dient sowie der Erhaltung „der Liebe zu allem Lebenden auf der Erde*“. Ein durchaus religiöser Hintergrund, welcher sich im Laufe der Zeit sehr tief in die Kampfkünste manifestierte.


Die  Entstehung des Kalaripayattu kann bis in das 1. Jahrhundert vor Christi dokumentarisch zurückverfolgt werden, seine genauere Zuordnung sowie die Erforschung der Entwicklung dieses Kampfstils ist aber nicht ganz genau möglich. Diverse Bewegungen, die einem Kampf ähneln, werden bereits in alten Bildern, Skulpturen, Reliefs, Sagen, Liedern und altertümlichen Geschichten erwähnt. Diese Überlieferungen handeln von Kämpfen und sogar Kriegsführungen mit und ohne Waffen, bei denen gezielte Kampftechniken verwendet wurden. Aufgrund dessen geht man davon aus, dass dieser Kampfstil durchaus noch älter ist als angenommen, seine Anfänge können somit bis in das Jahr 2500 - 1700 v. Chr. reichen.


Der Kalaripayattu beinhaltet neben der Kampfunterweisung auch komplexe Übungen der Atemtechnik sowie Gymnastik, die einer konkreten Reihenfolge unterliegen. Anders als bei den chinesischen, koreanischen oder japanischen Schulen in der darauf folgenden Zeitperiode, sind bei dieser Version der Kampftechnik sehr wenige Faustschläge zu finden, statt dessen begrenzen sich die Bewegungen der Hand mehr auf die Form des Schwertes oder der des Speeres, also Handkante oder die Fingerspitzen. Beinschläge, Feger, schmerzhafte Griffe, Hebel- und Würgtechniken aber auch Waffenkunde gehörte zu der Ausbildung dieser Kampfkunst, die selbst auf der noch älteren Form des Yoga basieren soll, dazu. 


Zitatquelle:

* "Kempo – Die Kunst des Kampfes“ von A. Dolin, Seite 26, Sportverlag Berlin, erste Auflage, 1988



Bodhidharma


Bodhidharma (übersetzt bedeutet das: „durch die Lehre erleuchteter“) war der dritte Sohn eines reichen Inders, eines Rajas mit dem Namen Sugandha. Den eigentlichen Namen Bodhidharmas (dieser war ein selbst im reifen Alter angenommenes Pseudonym)  kann man keinen Quellen entnehmen. Aus alten Texten ist jedoch bekannt, dass er ein Missionar aus Berufung gewesen ist, sich einer Sekte angeschlossen hat und ein Anhänger des Dhyana (jap.: Zen) geworden sein soll und sich somit als Ziel gesetzt hat, das buddhistische Wort vielerorts kund zu tun.

 

Das Zusammentreffen Bodhidharmas (auch Daruma genannt) mit zwei chinesischen Mönchen brachte ihn dazu, Anfang des 6 Jahrhunderts, sich in das weit entfernte Land zu begeben, um dort die Lehre Buddhas zu verbreiten, ohne es aber vorher gewusst zu haben, dass dieser Glaube bereits in China mit zahlreichen Klöstern, die sowohl staatlich als auch privat finanziert worden sind, vertreten war. Nach der sehr langen Reise, dem Treffen mit dem damaligen Herrscher Wu des nördlichen Reiches Wie, sowie dem sich darauf ergebendem stürmischen Gespräch und der Vorstellung des Herrschers, änderte er seine Pläne und zog sich daraufhin in das Shaolin-Kloster in der heutigen Henan–Provinz zurück, wo er viele Jahre lang das Wort Buddhas predigte und den weiteren Namen Ta Mo annahm.

 

Bei seinen Reden stellte Bodhidharma jedoch fest, dass viele Mönche körperlich nicht in der Lage waren, seinen Worten zu folgen; sie ermüdeten schnell und brachen schließlich zusammen. Daraufhin führte er die ihm bekannten Mönchsübungen sowie Muskelübungen ein, um die körperliche Fähigkeit seiner Jünger zu steigern. Diese Bewegungsformen, bei denen der besondere Schwerpunkt die Atemtechnik war, mussten sie jeden Morgen zur Belebung und Ertüchtigung  absolvieren. Das Resultat dieser Übungen war die Kräftigung, Stärkung und Erhöhung der  Ausdauer der Mönche, sodass sie nun bereit waren, Buddhas Lehre folgen zu können. Da drauf erst baute er die weiteren Übungen, 18 an der Anzahl, auf und brachte den Mönchen Teile aus seinem Kampfstil bei − er selbst war Mitglied einer indischen Kriegerkaste und in der Kunst der Selbstverteidigung bewandert.


Bodhidharma verließ das Shaolinkloster im Jahre 529. Sein weiteres Wirken sowie Predigten können nicht mehr nachvollzogen werden. Es ist unklar wohin er gegangen ist und wann er verstarb. Eines kann man aber mit einer sehr hoher Gewissheit sagen: dieser Mann, der die weite Pilgerreise aus Indien unternahm, um die Lehre des Chan-Buddhismus zu verbreiten, legte einen bedeutenden Grundstein für den Nährboden der Kampfkünste, dem Kempo, im Shaolin, in der Provinz Henan.



Entwicklung des Kempo


Die durch Bodhidharma vermittelte Kampfkunst kam den Mönchen sehr gelegen, denn zu damaliger Zeit herrschten rare Sitten auf den Wegen Chinas: Räuber und Diebe machten den armen Priestern, die auf die Almosen der Menschen angewiesen waren, sehr zu schaffen und beraubten all ihre Einnahmen, die zur Erhaltung des Tempels oder zum Kauf des Alltäglichen dienen sollten. Die bewachten Karawanen der verschiedenen Kaufleute blieben von den Überfällen jedoch meist verschont, denn von ihrer Seite aus war mit Widerstand zu rechnen, da öfters entsprechende Beschützer mitreisten.


Mit den Körper kräftigenden Übungen waren die Mönche schnell in der Lage sich zur Wehr zu setzen und somit für die Straßenräuber kein leichtes Ziel mehr. Die Kunde über ihre außergewöhnlichen Fähigkeiten verbreitete sich wie ein Lauffeuer. Es ging auch schon so weit, dass die Gesetzeslosen sich schon eher mit einer Abteilung Soldaten auseinander setzten, als einem Shaolin-Mönch zu begegnen. Diese Kunst der waffenlosen Verteidigung sollte von nun an das Leben der Mönche auf eine positive Art und Weise ändern. Nach dem Abzug Bodhidharmas aus dem Kloster geriet diese Kunst nach und nach fast in Vergessenheit.

 

Erst nach vielen Jahren, während der Yuan-Dynastie, also in den Jahren von 1206−1368, wurden die Übungen des Bodhidharma durch einen Boxer namens Yen mit dem Einzug in den Priesterstand von Shaolin wieder eingeführt, da ja diese kaum mehr praktiziert wurden. Yen hatte Anstrengungen unternommen die Lehre Bodhidharmas neu zu beleben und erweiterte die Anzahl der Übungen auf 72. Somit wurde ein neuer Weg für das Kempo beschritten. Seine Elemente sind auch in den vielen heutigen Nachkömmlingen des Kempo wieder zu finden. Im Laufe der Zeit fanden weitere Entwicklungen sowie Modifizierungen der Kampfkünste statt.


Die Prinzipien des waffenlosen Daseins waren in dem Glauben der Mönche fest verankert und der Umgang mit Waffen blieb ihnen somit strengstens untersagt. Die einzigen Gegenstände, die sie mit sich führen durften, stammen ursprünglich aus der Landwirtschaft und dem Ackerbau: Stöcke, Dresche, Schnüre etc. Die Überlegungen, diese harmlosen Gegenstände als Hilfsmittel zur Wehr einsetzen zu können, formten die späteren Waffen-Kampfkünste.



Daoismus und die "inneren Stile" des Kempo


Die „inneren Stile“ des Kempo, das Neijia, beruhen auf der klassisch-daoistischen Philosophie, in der die Lebensenergie des Menschen durch den Willen und Vernunft gesteuert werden konnte. In den Schulen des inneren Stils herrschte der Geist über die Materie, wobei pure Kraftanwendung als nutzlos angesehen worden war. Bei dieser Kampfkunst strebten die Kämpfer übernatürliche Fähigkeiten an, die sie die Grenzen des Möglichen anscheinend überschreiten ließ.


Es gibt demnach mehrere Legenden, die die Gründung des weichen Stils tragen. Die eine vertritt die These, dass ein Meister während seiner Gedankenphase durch ihm fremde Geräusche gestört wurde, diese unterbrach und der Ursache auf den Grund ging. Er konnte einen Kampf zwischen einem Kranich und einer Schlange beobachten, bei dem das Reptil ihre Kampfstellung nicht verließ und mit einem hoch erhobenem Kopf den Angriffen des Vogels auswich – so lange, bis sich eine entsprechende Gelegenheit bot, um einen kurzen und gleichzeitig präzisen Gegenangriff zu starten. Dies faszinierte den Meister so sehr, dass er sich an den zu dem Zeitpunkt bereits bekannten Ausspruch von Laozi erinnerte: „Ich wage es nicht, anzugreifen und auch nur um einen Zoll vorwärts zu gehen, doch ich weiche um Ellen zurück. Dies bezeichnet man als Handeln durch Nicht-Tun, als Schlag ohne Kraft.“ Er beschloss dieses Prinzip zu ergründen und zu einem seiner Stile zu machen, worauf er sich aus dem Klosterleben zurück zog und in einer Höhle Unterschlupf suchte, wo er seine Technik auf dieser Grundlage schuf. Die Resultate waren sanfte Bewegungen in den Blöcken und Schlägen.

 

Im Laufe der Zeit entstanden viele Schulen, die das weiche Kempo unterrichteten – ihrer Ideologie nach entstand alles aus der unendlich großen  Leere, dem Wuji, worauf die Wechselwirkung zwischen Yin und Yang basiert und die Grundelemente des Weltalls bilden: Metall, Holz, Wasser, Feuer und  Erde.


Das daoistische Prinzip des „Nicht-Tun“ ist die Grundlage aller sanften Stile, die ihre Ursprünge im Yoga haben. Darin sind die Meditation, die Atmung mit den dazugehörigen Übungen sowie der gesamte komplexe Bewegungsablauf  enthalten; sie dienen der Gesunderhaltung und Förderung aller wichtigen Organe.


Das in der heutigen Zeit am weitesten verbreite und bekannte System des inneren Stils ist das Taijiquan.     Hierbei sind die Entspannung, die innere Ruhe, das seelische Gleichgewicht sowie das Streben nach der Harmonie der Elemente stets im Vordergrund und prägen auf diese Weise die alte Form der inneren Stile, die meist von der Veränderung im Laufe der Zeit unberührt geblieben waren. In den Kampfsystemen des inneren Stils basieren die Bewegungen auf dem Yin-Yang Prinzip, der Lehre nachzugeben und sich anzupassen.



Chan-Buddhismus und die „äußeren Stile" des Kempo


Ein Gründer und Vertreter des Chan-Buddhismus war unter anderen Bodhidharma. Seine Lehre der Untrennbarkeit des Körpers von dem Geist prägte das darauf aufbauende Kempo.


Wie bei den Daoisten ist auch bei den „äußeren Stilen“ (auch Waijia oder „harte Stile“ genannt),  der  Grundgedanke  der „Großen  Leere“  vorhanden.  Demnach ist die umgebende,  sichtbare Welt, stets in Bewegung - die Unsichtbare, wahre Welt jedoch in Ruhe. Darin liegt unter anderen der buddhistische Glaube der Reinkarnation, in der „die endlose Folge von Wiedergeburt des Lebewesens durch seine Taten in den vorangegangenen Leben bestimmt wird.*“  Der Geist würde, so der Glaube, das Paradies nie erreichen können, wenn es die Vollkommenheit nicht erlangt.


Die Basis der äußeren Stile ist die Bildung und Stärkung der Muskeln und Knochen, aber auch die Beeinflussung und gezielte Regulierung der Atmung sowie die kontrollierte Verschmelzung der Sanftheit und der Härte. Hinzu kamen die Schnelligkeit, Reaktionsfähigkeit und die Selbstkontrolle beim Kampf. Bei den diversen Übungen bestanden die Ziele unter anderen darin, harte Gegenstände mit bloßer Hand oder den Beinen zu zerschlagen. Diese Gegenstände vertraten die in den Stilen verfestigten Grundelemente; so stand zum Beispiel ein Tonkrug für das Symbol Erde. Bei einer erfolgreichen Übung soll der Übende dieses Element zum Teil verstanden haben und beherrschen können.


Der Mensch sollte dem Chan-Buddhismus nach auch die der Situation entsprechende Handlungsvariante frei wählen dürfen und auch spontan darüber entscheiden können, welche Methode die am besten geeignete ist, die über den Ausgang von Kämpfen aber auch den des Alltäglichen entschied. Hierbei spielte das menschliche Gehirn ebenfalls eine entscheidende Rolle: das Denken, die Erinnerungen, die Vorstellungskraft sowie die Verschärfung der fünf Sinne sollten das psychophysische Training des Chan mobilisieren und die sich daraus ergebenden Möglichkeiten zum Erreichen des Zieles erhöhen. Als ein Beispiel dafür ist die enorme Kraft- oder die allgemeine Funktionssteigerung des menschlichen Körpers in Stresssituationen zu nennen. Oft werden in solchen extremen Bedingungen Energien frei gesetzt, die die Situation meistern lassen. Durch entsprechendes Training sowie Konzentration konnten solche Zustände der schon fast „übernatürlicher Kraft“ ähneln, bewusst und gezielt erreicht sowie eingesetzt werden.


Zitatquelle:

* "Kempo – Die Kunst des Kampfes“ von A. Dolin, Seite 149, Sportverlag Berlin, erste Auflage, 1988



Die Tierwelt der Shaolin


Es ist bekannt, dass die diversen Stilrichtungen, die im Shaolin Kloster unterrichtet wurden, der Tierwelt nachempfunden worden sind. So sind die Bewegungen verschiedener Lebewesen beim Kampf beobachtet worden; das als Sieger eines Kampfes hervorgehende Tier wurde dann genauer unter die Lupe genommen. Der Körperbau, die Art der Fortbewegung und auch das Verhalten des Tieres wurden untersucht und die essenziellen, für den Kampf geeigneten Sequenzen, auf den menschlichen Körper übertragen und angepasst.  So wurde der Einsatz der Hände nicht nur auf die Fäuste reduziert, sondern man wusste auch die Handkanten, Füße, Knie sowie zum Beispiel die Finger, wie die Krallen eines Vogels, anzuwenden.


Nach vielen Erneuerungen der Stile, die sich zwangsläufig ergeben mussten, da im Lande bereits viele Meister ihre Kampfkünste unterrichteten, setzte sich unter anderen der Drachenstil, der Schlangenstil, der Tigerstil, der Leopardenstil und der Kranichstil durch. Manche andere Stile jedoch bildeten aber weiter hin die Säulen der Shaolin-Kampfkunst.


Den fünf bis heute am weitesten verbreiteten Stilen werden verschiedene Eigenschaften zugeschrieben.  Sie alle jedoch versuchen die Symbiose des Harten und des Sanften durch-zuführen und zu vereinen.

Beim Stil des Tigers  (Tiger - chin.: Hu) wird die Kampfhaltung in einer recht tiefen und zugleich stabilen Position angenommen, bei der die Bewegungen meist auf einer Linie basieren, die sich zu den verschiedenen Seiten hin orientiert: nach vorn, hinten links und rechts. Auch hierbei werden die Bewegungen den mächtigen Tatzen eines Tigers nachempfunden: plötzliche Schläge mit den Armen und Tritte mit den Beinen beherrschen den Ablauf eines Kampfes nach diesem System. Durch die Spreizung der Finger können sowohl „kratzende“ Bewegungen  als auch das Packen und Festhalten des Gegners aufgeführt werden, um  ihn sich auf diese Weise gefügig zu machen. Der Stil des Tigers ist demnach der härteste der fünf übrigen Stile - er dient unter anderen der Stärkung der Knochen. Die Wechselwirkungen von Schlägen, Blöcken, Ausweichen der Angriffe sowie der Stellungswechsel in die Hocke oder das Erheben, sollen leicht und lebendig wirken.

Der Schlangenstil (Schlange – chin.: She) nimmt die Atemübungen sowie deren Technik zu Grunde und dient besonders deren Pflege. Die Geschmeidigkeit einer Schlange soll den Übenden in ständiger Bewegung, innerlicher Ruhe und dennoch gespannter Körperhaltung stets begleiten. Die tiefen Stellungen sind hierfür spezifisch. die Schläge mit den Armen und die Blöcke sind der windenden Schlange ähnlich. Auch hier ist das Verhalten des Reptils nachempfunden worden. Punktuelle Stöße mit den Fingern symbolisieren zum Beispiel das Zubeißen der Schlange, aber auch Würgegriffe finden in diesem System Anwendung.

Der dem Kranich (Kranich – chin.: He) nachempfundene  Kampfstil basiert auf der Entwicklung der Ausdauer sowie der Schulung des Gleichgewichtes. Die angenommene Kampfhaltung, wie im Bild zu sehen, ist der des Kranichs gleich. Dieser Methode zu kämpfen ist aber die erweiterte Variante des bereits existierenden alten Vogelstils. Der Ablauf des Kampfes wird in einer Form des Schaukelns durchgeführt; das Ausweichen und Parieren eines Angriffes erfolgt fast gleichzeitig. Hier wird die Linie der Attacke mit einem Sprung zur Seite verlassen, mit einer gleichzeitig stattfindenden Gewichtsverlagerung auf das jeweils andere Bein und einer entsprechenden Kontertechnik.

Man kann nahezu mit Sicherheit sagen, dass die Stilrichtung Shaolin-Kempo aus den Kampfkünsten des Kranichstils hervorgegangen ist. So haben unter anderen die Kampfkunstsysteme wie Kuntao oder Ba Qua als auch andere Klassiker Einfluss auf das Shaolin Kempo ausgeübt.

Beim Leopardenstil (Leopard – chin.: Pao) ist die Stellung, anders wie bei dem Tigerstil, recht hoch, der einer Katzenstellung gleicht. Auch hier erfolgt die Bewegung geradlinig, wobei Sprünge und Feger (das Wegschlagen der Beine des Gegners) zu den typischen Merkmalen dieses Kampfstils gehören, ebenso die von oben herab ausgeführten Attacken. Die Distanzverkürzungen zum Gegner hin werden unter anderen durch Rollen und dem absichtlichen Hinwerfen verkürzt, gefolgt von Beinschlägen und Angriffen mit der geballten Faust.

Beispielvideo: Leopard Shaolin Kung Fu

Der Drachenstil (Drache – chin.: Lung) ist hauptsächlich auf die Entfaltung der Lebensenergie gerichtet, seine Vielfalt der Stellungen dient der Verfeinerung des Körpers und des Geistes. Die Bewegungen werden mit den jeweiligen fünf Schwerpunkten − dem Herzen und den vier Extremitäten (den beiden Handflächen und den beiden Füßen) so angepasst, dass sie dem des Drachen ähneln. Die Leichtigkeit und die Freiheit eines fliegenden Drachen werden in den Sprüngen wieder gegeben. Der Kampfverlauf findet mit kreisförmigen Bewegungen statt, um dann schnell den Gegner angreifen zu können – wenn sich eine entsprechende Situation bietet.